[Unveröffentlichte Verse von Markus Mynarek, mit freundlicher Genehmigung des Autors]
Der Hexenladen (des „Spiegel“ – Magazins)
Durch Hetze, Lüge und Betrug
wollen unserm Volk sie schaden.
Vor Gift quillt über mancher Krug
in diesem Hexenladen.
Sie sprachen, als sie die Freiheit bedrohten:
„Wir wollen die Seelen regieren.
Gehorchen müssen sie unsern Geboten
und die Liebe zum Land verlieren.“
Der Hexenmeister sprach zu den Gesellen:
„Die deutsche Seele muss nun bluten.
Vergiften müsst ihr alle Quellen
des Humanen und des Guten.
Und haben wir durch Hexenkunst
dann fast das ganze Volk verführt,
dann steigen wir sehr in der Mächtigen Gunst,
wie es uns Landesverrätern gebührt.
Dann müsst ihr selber ewig warnen
vor den wenigen Feinden, die uns bekannt
und müsst sie glorreich davon enttarnen
als die Giftmischer im Land.“
***
Urlaub in Deutschland
Ein Psychiater sprach: „Er ist fast schon geheilt,
und er schöpft nun neuen Mut.
Und wenn er ein wenig in Deutschland verweilt,
dann tut das seiner Seele gut.“
Und als der Kranke in Deutschland war,
hat er bald schon ein schönes Hotel gefunden.
Er kaufte manche Zeitung auf eigne Gefahr,
um durch Lesen der Wahrheit ganz zu gesunden.
Und am nächsten Tag klopfte man an seine Tür,
denn er war nicht beim Frühstück gewesen.
Er war tot, doch er konnte gar nichts dafür:
Er hatte den ganzen „Spiegel“ gelesen.
Zu dieser Kolumne:
(edit: pw)
Wer nicht genügend Galgenhumor besitzt, der könnte sich ja in der Tat die Haare raufen über die Produkte derjenigen deutschen Presse, die laut Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow „die bösartigste überhaupt“ ist (Quelle: DiePresse). Auch nach Einschätzung von Peter Sloterdijk ist heute „der Lügenäther so dicht wie seit den Tagen des Kalten Kriegs nicht mehr“, dem Journalismus attestiert er „Verwahrlosung“ und „zügellose Parteinahme“. Sloterdijk: „Die angestellten Meinungsäußerer werden für Sich-Gehen-Lassen bezahlt, und sie nehmen den Job an.“
Einer, der sich mit der Verwahrlosung derjenigen Zunft, die man noch vor wenigen Jahrzehnten als „Vierte Macht im Staate“ bezeichnet hat, nicht widerspruchslos abfinden möchte, ist der Philosoph und Literaturwissenschaftler Markus Mynarek. In seinen Büchern und Gedichten nimmt er den poetischen Kampf mit manch widerspenstigem Sofamonster und Schreibtischtäter auf. Mit besonderer Vorliebe blickt der Autor dabei in den Relotius-Narrenspiegel als repräsentatives Beispiel dafür, wohin es der deutsche Qualitätsjournalismus heute gebracht hat. Aus diesem Köcher werden wir mit freundlicher Genehmigung des Autors in loser Folge einige Streiflichter veröffentlichen bzw. einige Pfeile in Sloterdijks „Lügenäther“ hinausschießen.
Über kollektive Umerziehung, Denkverbote und Heuchelei bzw. den realen Zustand des „besten Deutschland, das wir jemals hatten“ (Frank-Walter Steinmeier) siehe auch Markus Mynareks Buch „Die versklavte Nation“.