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Kopfmähroboter oder: Das große Desinfizieren – Ein Bordelltürsteher rechnet ab

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Foto: David Short/flickr/CC BY 2.0

Über ein Jahr ist es nun schon wieder her, dass ich den letzten Teil meiner Trilogie bzw. meines Abgesangs auf den Journalismus („Der Mensch am Schlachtfeld zwischen Lüge und Wahrheit“) angekündigt habe. Da der Stadtpark der marktkonformen Demokratie fortwährend mit Hundewürsten zugepflastert wird und der Parkwaechter alle Hände voll zu tun gehabt hat, um diese transatlantisch-außerirdischen Würste zumindest notdürftig beiseite zu schaufeln, damit die Chose nicht zum Himmel stinkt – ein Unterfangen, das sich zunehmend als hoffnungslose Sisyphos-Arbeit erweist – hat er diesen dritten Teil vorerst auf Eis gelegt. Als Überbrückung und damit das angerissene Thema nicht ganz auskühlt, daher nachfolgend ein paar Zeilen eines waschechten Journalisten mit Bordellerfahrung, wie man sie nicht alle Tage zu lesen bekommt.

Einer der seltenen Männer in diesem Gewerbe, die es nicht zugelassen haben, dass in ihren Köpfen ohne Unterlass ein Mähroboter fährt, der jeden Wahrheitsimpuls und jedes aufkeimende Pflänzchen des Gewissens sofort verhäckselt und in den Fangkorb wirft. Auf den solcherart getrimmten und mit „Roundup Ready“ steril gehaltenen Rasenflächen kann sich keine Biene und kein Schmetterling mehr niederlassen, sogar die Regenwürmer ziehen sich tief nach unten ins Erdreich zurück. Eine solche Rasenfläche ist dermaßen verödet, dass es eigentlich fast schon egal wäre, wenn man sie komplett zuasphaltierte.

Aber was gibt es über unseren Qualitätsjournalismus überhaupt noch zu sagen? Soll man betreten schweigen? Wütend werden? Sich einfach schämen über einen Journalismus, der nicht nur seiner ursprünglichen Aufgabe gegenüber vollkommen versagt und sich wegduckt, sondern der nun sogar aktiv dazu übergeht, bösartig zu werden und sich als willfähriger Handlanger für Kriegshetze und zur Diffamierung derjenigen instrumentalisieren lässt, die sich in unserer verkrümmten Zeit trotz allem Gegenwind noch ein Rückgrat bewahrt haben?

Ein Journalismus, der mit Herz-/Nierenversagen vollkommen flach liegt und in einem komatösen Zustand gerade seinen letzten Atem aushaucht. Soll man sich überhaupt noch die Mühe machen, einem Korpus Beachtung zu schenken, der bereits verwest und in dem sich die Maden winden?

Bellizistischer Durchknall

Der langjährige ARD Tagesschau-Redakteur Volker Bräutigam bezeichnet ehemalige Qualitätszeitungen wie Süddeutsche & Co. mittlerweile „glattweg als Bellizisten-/Kriegszeitungen“ (siehe Youtube). Auch die transatlantischen Minarette des öffentlich-rechtlichen Rundfunks überziehen unsere Lande mittlerweile mit einem dermaßen erbärmlichen Gewimmere, dass sogar jeder gelernte Muezzin nur  mit Grauen erfüllt das Weite suchen möchte. Angesichts dessen, was von den „kläglichen Sendemast-Trümmern von ARD, ZDF“ (Wolf Reiser) derzeit einem Millionenpublikum an nicht enden wollender Hetze und tendenziöser Berichterstattung gegen Russland zugemutet wird, kräuseln sich mittlerweile sogar einem Stachelschwein die Nackenhaare.

Jeder Mensch, der sich ein einigermaßen natürliches Empfinden bewahrt hat, kann sich mittlerweile nur noch angewidert abwenden von den Print- und Rundfunkanstalten, die willfährig die von Ursula von der Leyen ausgegebene Losung unter das Volk bringen, dass man „Putin richtig weh tun“ müsse – eine demokratisch nicht legitimierte und mittlerweile brandgefährliche Losung, die lediglich einigen durchgeknallten Thinktank-Köpfen entspringt, welche der gemeine fernsehende Bürger in der Regel niemals zu Gesicht bekommt und von denen auch Angela Merkel immer nur kryptisch als ihren „verlässlichen Freunden“ spricht. Thinktank-Köpfe, deren Pläne (siehe z.B. Chicago Council on Global Affairs / Kurzfassung via youtube)  zu hinterfragen dem gemeinen Fernsehbürger a priori strikt untersagt ist („Vorsicht, Verschwörungstheorie!“). Dass es im politisch-militärischen, konzern- und finanzwirtschaftlichen globalen Chaos Bestrebungen nach Einflussnahme und Machterweiterung gibt – was für ein vollkommen abwegiger, paranoider Gedanke! Sieht man doch, wie die politisch-militärischen Machthaber und Wirtschaftskapitäne heute alle unlauteren Motive überwunden haben und nur noch der reinen betriebswirtschaftlichen Effizienz und den Kriterien der strengen Wissenschaft verpflichtet sind. Wer etwas anderes zu sehen vermeint, der ist ein Ketzer und gehört auf den medialen Scheiterhaufen.

Als exekutive Organe der VdL-Losung „Putin weh tun“ erklären uns Kleb-rige ZDF-Hauptabendmoderatoren, warum es notwendig ist, Deutschland auf Krieg zu bürsten, Rüstungsetats anzuheben und 6,5 Milliarden Euro dafür aufzuwenden, um Europas Straßen für einen Armageddon gegen Russland panzertauglich zu machen (siehe Spiegel).

Auch die aktuelle Fußball-WM in Russland, die eine Möglichkeit zur Völkerverständigung sein könnte, wird im Lichte dieser Losung schamlos dafür genützt, um Stimmung gegen Russland und Putin zu machen. Jüngst verstieg sich etwa ZDF-Frontmann Claus Kleber („Selbstverständlich bin ich Mitglied der Atlantikbrücke!“) bei seiner Anmoderation der WM zur Aussage: „Trotzdem gibt es in Deutschland ungebrochen ein Gefühl der Verbundenheit mit Russland, das nicht restlos mit Logik zu erklären ist.“

Dies impliziert, dass derjenige, der sich der VdL-Losung nicht ergibt und stattdessen Freundschaft und Völkerverständigung bevorzugt, wohl ein irrationaler Bürger ist. Da man sich nicht immer über alles aufregen soll, sondern manchmal trotz aller Tragik besser schmunzelt, hier eine passende Revue zum Kleber-Sager auf eingeschenkt.tv.  – Wir können wirklich stolz sein auf Qualitätsjournalisten, die mit solch kleb-riger, sauber gescheitelter Scheinheiligkeit daherkommen, dass man ihnen eigentlich in Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett ein Denkmal setzen müsste.

Postfaktisches Arschloch

Ab und zu reicht es freien Journalisten, sich solche Art von Meinungsmache bieten zu lassen. So wie dem Betreiber der Rationalgalerie, Uli Gellermann, der vor Kurzem von der Süddeutschen Zeitung vor das Münchner Amtsgericht gezerrt wurde, da er angesichts des niederträchtigen Umgangs mit Wahrheit und Objektivität, insb. in Zusammenhang mit dem unisono betriebenen Putin-Bashing, einen süddeutschen Qualitätsjournalisten als „postfaktisches Arschloch“ bezeichnet hat (siehe ralphbernhardkutza).

Ein zugegebenermaßen deftiges Wort. Aber welche angemessenen Worte soll man denn noch finden für Schreibtischtäter, die gerade nach einer Konfrontation mit dem nuklear bestückten Russland, also nach einem Game Over für uns alle geifern? „Griegümpfe“ nennt Dirk C. Fleck seine ehemaligen Journalisten- Kollegen, nachdem er nach eigenen Worten bis in den Gulli hinabgestiegen ist, dort zwischen all den deftigen Angeboten aber nicht ein einziges passendes Wort gefunden habe, das man auf die Hetzer und verblendeten Lohnschreiber von heute anwenden könnte (siehe free21: „Wenn die Fetzen fliegen“). Fleck mahnt an, dass dieser Begriff zwar eben erst von ihm erfunden worden wäre, aber schrecklicher sei als alles, was Menschen je in den Mund zu nehmen wagten:

„Bevor die beleidigende Wucht des Wortes erkannt und akzeptiert wird, vergeht zu viel Zeit. Zeit, die wir vermutlich nicht mehr haben. Denn die Griegrümpfe spielen mit dem Leben. Mit unser aller Leben. Wenn wir Pech haben, gibt es uns nicht mehr, bevor die ganze Tragweite des Begriffs erkannt wird.“

Ein unbezahlbarer Gewinn … – an Lebenszeit

Wer also mit den derzeit etablierten Medien immer noch nicht fertig ist, der nehme sich eventuell zehn Minuten Zeit, um die nachfolgende (versprochen köstliche) Abrechnung des Journalisten Wolf Reiser zu lesen. – Er wird sich im Gegenzug noch dieses Jahr hunderte Stunden an Lebenszeit ersparen, die er bisher mit dem Konsum des „manufacturing consent“ (Reiser: des „Konsensmolochs“) verschwendet hat.

Wer diesem Moloch den Zutritt in sein Innenleben verwehrt, wird darüber hinaus noch eine weitere erstaunliche Erfahrung machen: Er wird sich psychisch und sogar körperlich sehr viel gesünder und aufgeräumter fühlen. Denn die wenigsten ahnen, welch hochtoxische Wirkung Lüge und Manipulation auf unsere Psyche haben. – Es sind eigentlich vollkommen unverdauliche, nicht integrierbare Fremdkörper, die wir durch tendenziöse und manipulative Berichterstattung in uns aufnehmen. Unser Immunsystem hat damit übel zu kämpfen, viele Fieberschübe in Form von Ängsten, Depressionen und sonstigen psychischen Beschwernissen, die den Menschen heute fast schon epidemisch plagen, rühren daher: Uns werden täglich manipulative und widersinnige Inhalte zugeführt, die in unserem Inneren zu Gärungen, autoimmunen Abwehrreaktionen und Kurzschlüssen führen – langfristig sogar zu Organversagen bzw. vollkommener Abstumpfung.

Wer sich also Medien einfach nur „so nebenbei“ reinzieht, der betreibt etwas höchst Gefährliches: Er kann sich dabei pandemische Viren einhandeln, die sein Nerven- und Immunsystem mit der Zeit vollkommen zersetzen. Würde man den volksgesundheitlichen Schaden beziffern, der durch die Einwirkung von Print- und Rundfunkmedien erfolgt – Finanz- und Gesundheitsminister müssten vor Entsetzen  kreidebleich werden und die Druckereien samt den Sendetürmen augenblicklich unter Quarantäne stellen.

Systemcrash mangels Antiviren-Update

Anders ist es natürlich, wenn man eine Manipulation durchschaut. Dann hat sie keine Macht mehr über einen und muss verpuffen. Niemand sollte jedoch meinen, dass er ohnehin intelligent und scharfsinnig genug sei, Lügen bzw. Manipulationen zu erkennen. Dazu bräuchten wir valide Filterkriterien. Die – bereits durch jedes Wahlergebnis bezeugte – traurige Realität ist allerdings: In der Regel haben wir diese Kriterien nicht! Denn die Maßstäbe, die uns in Universitäten und Schulen (nach Aussage des Präsidenten der Europäischen Akademie der Wissenschaften schlichtweg „Vertrottelungsanstalten“ / Quelle: Welt) beigebracht werden,  stammen geradewegs aus diesem Lügen-/Manipulationssystem, das Wahrheit und reale Wirklichkeitssicht hasst und sich lieber in Illusionen wiegt.

Wenn ich jetzt sage, dass dasjenige, was sich anerkannte akademische „Wissenschaft“ und herrschende Lehre nennt, i.d.R. auch nur eine Befangenheit in solchen Illusionen ist, werden viele stramme Funktionäre dieser herrschenden Lehre sofort einen hochroten Kopf bekommen (siehe auch „Alles in Butter: Wie man tapfer feige eine wissenschaftliche Lanze bricht“). Aber dass das, was sich so hochtrabend als „strenge Wissenschaft“ ausgibt, in Wirklichkeit auch nur ein zutiefst kirchliches System mit Absolutheitsanspruch, verknöcherten Dogmen und entsprechender Inquisitionshierarchie ist, die ein grundlegend neues Erfassen unserer Lebens- und Wirtschaftsweise von vornherein verhindert, wäre jetzt ein eigenes Thema, sodass ich es hier vorerst gut sein lasse und außerdem nicht riskieren möchte, dass die fortschrittsgläubigen Fans Sheldon Coopers jetzt gleich als Leser abspringen. Vorab nur so viel: Um täglichen Medienkonsum gesund überstehen zu können, wäre ein mehrjähriges – in Eigenregie und nicht von herrschenden Lehrplänen bestimmtes – Studium der Philosophie erforderlich. Ansonsten ist Medienkonsum mittelfristig ein höchst gesundheitsgefährliches Unterfangen, vor dem genauso abzuraten ist wie vor dem Versuch, sich ins Cockpit eines Flugzeugs zu setzen und dieses bei Gewittersturm durch die Alpen zu steuern, ohne dass man zuvor eine gründliche Flugausbildung absolviert hätte.

In diesem Sinne erübrigt sich auch jeder Kommentar zum politischen und konzernwirtschaftlichen Bestreben, Kinder so früh wie möglich in die digitale Medienwelt hineinzuprügeln, damit sie „fit für den Job“ werden. Daher also wie versprochen lieber etwas Unterhaltsameres von Wolf Reiser (so man Galgenhumor hat):

Ein Bordelltürsteher rechnet ab

Reiser zählt zu den profiliertesten Autoren, der für alle nennenswerten Blätter im deutschsprachigen Raum geschrieben hat. Mit seiner Vor-Berufserfahrung als Barkeeper in Palermo, der Pariser Kultbar Polly Magoo und als Bordelltürsteher in Genuas Altstadt brachte er die besten Voraussetzungen mit, um von den deutschen Qualitätsmedien wie Süddeutscher Zeitung, Welt & Co. vom Fleck weg engagiert zu werden. Im nachfolgenden Essay schreibt also ein wirklicher Könner seines Fachs, der wohl alle erbärmlich zum Himmel stinkenden Nudelsuppen unseres marktkonform-postdemokratischen „Journalismus“ eigenhändig durchgerudert ist.

In seiner Betrachtung des „Großen Desinfizierens“ der Medienlandschaft kondensiert er die Dynamik ganzer Jahrzehnte mit schwungvoller Feder in einige wenige Absätze, die mit originellen Wortschöpfungen aufwarten, welche man eigentlich beim Patent- und Markenamt schutzrechtlich absichern lassen sollte:

Man weiß nicht, ob man sich vor Lachen biegen oder tieftraurig werden soll, wenn Wolf Reiser mit den „Volkserziehungskonserven“  eines „rülpsenden Konsensmolochs“ abrechnet, mit denen ein Volk abgefüttert wird, das von seinen eigenhändig gewählten Regierungsvertretern und ihren medialen Claqueuren als „halb White Trash, halb dunkeldeutsches Pack“ angesehen wird. Wenn er die „hochbezahlten Edeltrolle“ ins Licht rückt, die „sich als Historiker, Wissenschaftler und ‚Experten‘  tarnen und der paralysierten Republik das Rezept des Verschweigens, Marginalisierens und Desinformierens verordnen“. Wenn Reiser über den „trüben Brei aus Neobiedermeier“ surft, der sich „über Stadt, Land, Fluss gelegt hat und der Politik und Medien, Kino und Theater, die Mode und den Sport, die Gemüter, das Straßenbild, alles und jeden lähmt“. Wenn er schildert, wie sich unsere scheinheiligen Meinungsmacher und Talkmaster in den „Wahrheitskathedralen der Lüge“ einfinden, um „in einer Endlosschleife ihre Sprachregelungen, Tabusetzungen und neofeudalen Moralcodes abzuspulen“.

Wenn er resümiert, wie „in diesen gemütlichen Schlaflabors („Da bin ich ganz bei Ihnen“) heute kein Scholl-Latour, kein Frank Schirrmacher, Jean Améry, kein Balzac, Grass oder Goethe mehr Platz hätten“ – Schlaflabors, in denn stattdessen „Duzfreunde des Guten, Hajali und Seppelt Kleber und Mascolo sitzen. Die vielen redlichen wie und wahrhaftigen Kollegen werden in Abwesenheit diffamiert – als Verschwörungstheoretiker, Putin-Trolle, Europagegner und Rechts&Links-Populisten. Zu Füßen der Raute zeigenden Freiheitsstatue in Apricot schwadroniert die Echokammerelite von der westlichen Wertegemeinschaft, der offenen Gesellschaft, des liberalen Pluralismus, der Entfaltung des Gender-Individuums, den freie Märkten und der Verteidigung irgendwelcher transatlantischer Ideale, derweil Europa in sich zusammenbricht, die finstere und ferngesteuerte USA zum inneren wie externen Armageddon entschlossen scheint … und die Elite sich in ihre neuseeländischen oder patagonischen Atombunker verkriecht“, bis Wolf Reiser schließlich zu seinem finalen Fazit gelangt:

„Man kann es nicht mehr hören und nicht mehr sehen und nur hoffen, dass der Russe und seine Hacker endlich den Strom abstellen.“

–> zum ganzen Artikel (Wolf Reiser / Rubikon)


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